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"Angesichts dieses Befunds stellt sich allerdings um so mehr die Frage, auf welchen impliziten 'Selbstverständlichkeiten' die verschwenderische Benutzung von "normal" als tragende Kategorie einer zunehmenden Zahl öffentlicher Diskurse beruht. Dem Schriftsteller Rainald Goetz ist das 'schizoide'(unreflektierte) Nebeneinander der Kategorie der Normalität im mediopolitischen Diskurs und im medizinisch-psychiatrischen (Spezial-)Diskurs aufgefallen; er hat aus diesem Befund eine der stärksten Energien seines Schreibens gewonnen. Der Kurzschluß zwischen psychiatrischem und etwa politischem Normalitäts-Begriff gehört offenbar zu den 'blinden' Voraussetzungen jener als Selbstverständlichkeit gehandhabten Normalität, mit der Mediopolitik, Geschichte, Sozialwissenschaften und Literatur heute hantieren können. Diese und andere 'blinde' Voraussetzungen können also nur dem sog. "Alltags"-Diskurs entstammen. In ihm muß seit langer Zeit jene semantische und allgemeiner diskursive Abzweigung im Gange sein, die um das "Normale" einen trans-ethischen, trans-normativen Komplex mit fundamental bedeutsamer kultureller Funktion herausgebildet hat. Die Unumgänglichkeit des Normalen ist das sicherste Zeichen seiner semantischen Irreduktibilität auf die quasi juristische Norm." (Jürgen Link: Versuch über den Normalismus - Wie Normalität produziert wird, S: 20, 1997 Westdeutscher Verlag)
Weitere 421 Seiten liegen vor mir und ich gebe zu, das erfüllt mich momentan nicht sonderlich mit Glücksgefühlen...
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tocotronixe - 18. Apr, 18:42