Erinnerungen

Dienstag, 6. März 2007

F.J. und seine Bande

Eastbourne im Sommer, East Sussex, England, dort traf ich ihn; Father Jonathan Graves, eine „Erscheinung“, die sich bis heute in meine Erinnerungen einbrannte.

Ich war auf einer Sprachreise. Meine Freundin Steffie und ich fanden Unterkunft bei einer kleinen britischen Familie, Karen, ihrem Mann, dessen Namen ich vergessen habe, ihrem kleinen, teuflischen, 6jährigen Sohn David, der schon am ersten Abend nackt durch die Wohnung sprang und uns zum Unmut seiner äußerst konservativen Mutter sein kleines Gemächt wackelnderweise präsentierte, ihren zwei Katzen Stan und Oliver und ihrem Hund, dessen Namen ich auch nicht mehr im Kopf hab, sondern nur die Erinnerung, dass er vor unsere Zimmertür geschissen hat.

Und dann waren da noch unsere 4 Freunde, eigentlich unsere 3 Freunde und deren Anhängsel; Smiler, den wir auch gern Fetti nannten aufgrund seiner enormen Ähnlichkeit mit Axel Stein, Kilian, dem alle weiblichen Wesen innerhalb kurzer Zeit komplett verfallen waren (Mein Gott, war der süß!), Wölfchen (eigentlich Wolfram), der freakigste Musikliebhaber, den ich je kennen lernte, mit grüner Hornbrille nebst grünen Chucks und dann eben noch der andere Typ… Wie hieß der nur? Egal…

Unsere Jungs hatten schon erwähnt, dass sie wohl den krassesten Gastvater ganz Südenglands hatten, welche Ausmaße dessen Freaksein allerdings annahm, konnte sich uns noch nicht ganz erschließen.
Eines Nachmittags beschlossen Steffie und ich, die drei/vier zu besuchen und schon beim Betreten des Hauses wurde uns klar; hier stimmt doch was nicht. Das Gesamte Haus war tapeziert mit Jesus-Bildern, Fotos von Kommunionsgruppen. Juchuuu, da sitzt man auf dem Klo und Jesus guckt einem in den Schoß, ungewöhnlich…

Die Jungs begannen zu erzählen; ihr Gastvater hieß Father Jonathan Graves, ein katholischer Pfarrer, der wohl etwas kurioser ist als andere seines Jobs. Und auch kurioser als generell der durchschnittliche männliche Brite Mitte 40. Da saßen wir also im Zimmer von Kilian und Wolf, welche ihre Schränke öffneten und sich uns so ein Fundus verschiedenster Bier- und Weinsorten eröffnete, der ihren Erzählungen nach von Father Jonathan Graves dort gelagert worden war und ihnen und all ihren Gästen zur Verfügung stand. Wer sich in GB ein wenig auskennt, weiß, dass Alkohol erst nach Abschluss des 18. Lebensjahres erlaubt ist und auch die Gewährleistung von Besäufnissen unter Jugendlichen mit hohen Geldstrafen sanktioniert wird. Nun gut, uns war das vorerst egal und wir begannen uns dem britischen Bier hinzugeben(soweit man das bei der Plörre Hingebung nennen kann).

Ein lautes Türknallen in der ersten Etage. Father Jonathan Graves…
Er brüllte „Hi Osword“ und begrüßte somit die haarige Marionette neben dem Eingang, bei der sich im Übrigen auch jeder mit „Bye Osword“ verabschieden musste, der das Haus verlassen wollte. Ein Rumpeln auf der Treppe und dann stand er in der Tür; Father Jonathan Graves, oder F.J., wie er genannt werden wollte. Getrockneter Schweiß hatte entlang der Nähte in den Achseln des schwarzen Hemdes weiße Spuren in Kreuzform hinterlassen, dieses weiße Teil, was katholische Pfarrer so um den Hals tragen, hing vom Hemdkragen herab und er starte mich an: „Hey you fuckin’ bitch, what are you doin’ in my house?!?“, erschrocken stotterte ich „Äh äh I only want to visit you…“, er lachte und lud Steffie und mich zum Essen ein. Das war übrigens das erste und einzige Mal, dass wir etwas Vernünftiges zu essen bekamen, da bei Karen ein normales Abendessen aus 1-2 Stücken Pizza, gekochtem Kohl(den gab es immer…), einem Haufen Dosennudeln mit Tomatensoße(sieht aus wie Kindernahrung, schmeckt aber widerlicher) und einem Stück Cake (sieht aus wie Kuchen, ist aber mit Krabben gefühlt, sehr kurios) bestand. Der Nachtisch war eigentlich O.K., Plumpudding ist zwar wahrlich’ne kuriose Sache, aber lecker.

F.J. kochte Pasta, das war sehr lecker. Zwischenzeitlich bezeichnete er die Jungs als „stupid wanker“ oder furzte leidenschaftlich und ausgiebig. Wir tranken Rotwein in Massen und irgendwann kramte er kichernd einen hochprozentigen Obstler aus dem Schrank. Alles in allem füllte er uns also gehörig ab und sorgte dafür, dass ich in 2 Stunden mehr englische Schimpfwörter und Beleidigungen erlernte als in den ganzen 3 Wochen. Schwankenderweise, eine Queenbeleidigende Form der Nationalhymne nuschelnd und mit einem lauten „Bye Osword, bye F.J.“ verließen Steffie und ich das Haus.

Grandioser Typ, der F.J., wirklich…

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