Montag, 12. November 2007

Grundsätze studentischen Feierns, eine stereotyplastige Abhandlung

Studentische Feiern brauchen, wie jede andere Party, zu allererst planende Personen. Hierbei handelt es sich oft um mehr oder weniger große studentische Wohngemeinschaften, die oft in dem gleichsam kultigsten und abgewracktesten Viertel einer Stadt leben. Zuerst wird deshalb ein fadenscheiniger Feiergrund erwählt. Da StudentInnen häufig umziehen handelt es sich meistens um Einweihungspartys, weitere Möglichkeiten bieten jährlich wiederkehrende Geburtstage einzelner oder mehrerer Personen. Wer in jüngster Vergangenheit weder umgezogen ist, noch Geburtstag hatte, sieht sich gezwungen andere Gründe zu finden. Einige Beispiele hierfür wären übliche Faschings-, Weihnachts-, Oster- oder Nikolauspartys, auch werden Abschnitte des studentischen Jahresplans gebührend zelebriert; End-Of-Semester-, Prüfungen-vorbei-, Fuck-Off-Es-Geht-Wieder-Los- oder Morgen-Gehen-Wir-Alle-Nicht-In-Die-Hochschule-Partys finden oft im Sommer oder Winter, häufig im Herbst oder Frühling oder irgendwann dazwischen statt.
Der nächste und ebenso wichtigste Schritt in der Party-Vorbereitung sind Masseneinladungen, diese werden auf verschiedenen Wegen zu den Menschen gebracht. Beginnend mit Großmails an das komplette Outlook-Adressbruch, über SMS bis zu Aufrufen im eigensten StudiVZ-Profil. Trotz technischem Fortschritt bleibt die Mundpropaganda auch heute das effektivste Mittel um möglichst viele Menschen in einem kurzen Zeitrahmen über anstehende Feierlichkeiten zu informieren. In der Regel gilt, dass niemals weniger als 50 Gäste geladen werden sollten(die Zahl der Einladungen ergibt sich entweder wahllos, oder wird nach der einfachen Faustregel berechnet: 1m² Wohnung = 1,738 Gäste)
Der nächste Schritt in der planenden Vorbereitung, der gelegentlich auch ausgelassen wird, ist der vorherige Einkauf, der sich in 90 % aller Fälle auf Bier und Wein beschränkt; alkoholfreie Getränke werden während der Party dem Wasserhahn entnommen und hochprozentige Alkoholika würden das studentische Budget sprengen. Weitere wichtige Utensilien sind Plastebecher und ähnliche Geschirrartige Gebrauchgegenstände, die das Aufräumen am Folgetag (in der Regel circa 3 Tage nach dem eigentlichen Partytermin) erleichtern, sowie 2-3 Kilogramm Salz zum schnellen beseitigen von Weinflecken.
Zusätzliche Getränke erhoffen sich die Exekutiv-StudentInnen von ihren Gästen, die neben Termin und Ort zu Allererst die Instruktion erhalten haben für alkoholische Getränke jenseits der 30%-Grenze zu sorgen.
Da die Vorbereitung einer solchen Feier ein großes Maß an emotionalem und körperlichem Aufwand mit sich bringt, werden weitere vorbereitende Maßnahmen auf die letzten Minuten vor Eintreffen der Gäste verschoben.
Die durchschnittliche Party beginnt etwa zwischen 8 und 9 Uhr Abends an einem Wochenende oder innerhalb der Woche. Die ersten Gäste trudeln deswegen pünktlich gegen 10 Uhr ein.
Kurzfristig werden von den ausführenden Studierenden sämtliche Wohneinrichtungsgegenstände entweder sicher im Abstellraum verstaut oder Platz schaffend an die Wände der jeweiligen Zimmer geschoben um der Wohnung das größtmöglichste Gästefassungsvermögen abzuringen.
Alkoholika und Becher werden zentral positioniert.

Im Folgeschritt wird nach eiliger Dusche und Restaurationsarbeiten am eigenen Körper und Gesicht die praktischste Festkleidung erwählt.
Hierbei konnten bisher keine Regelmäßigkeiten festgestellt werden außer folgende Eckpunkte: 1. Die Kleidung sollte weitestgehend Bodensitzgeeignet sein, da die durchschnittliche StudentInnen-WG selten über mehr als 6-10 Sitzmöglichkeiten verfügt. 2. Kleidungsstücke sollten Körperstellen betonen, die dem Einzelnen besonders gefallen und unvorteilhafte Stellen verdecken. Gern gesehen sind immer große Ausschnitte, Röcke, bei männlichen Studierenden Hosen, die das männliche Hinterteil betonen oder andere Körperstellen, die der Fortpflanzung dienen, ins rechte Licht rücken. 3. Jedes Kleidungsstück sollte nicht allzu schwierig zu entfernen sein, schwierige Oberteil-Wickel-Techniken haben sich häufig als unvorteilhaft erwiesen.

Wie bereits erwähnt, erreichen die ersten Gäste die Feierlichkeit gegen 10 Uhr. Manche haben sich vorsorglich schon während ihrer langen Anreise mit der örtlichen Straßenbahn dem Alkohol hingegeben um den GastgeberInnen die schwere Aufgabe, für die nötige Stimmung zu sorgen, zu erleichtern.

Die Feier teilt sich in den nächsten Stunden in verschiedene Lager auf, deren TeilnehmerInnen kontinuierlich und wahllos wechseln.
Diese sollen im folgenden Abschnitt beschrieben werden:
1. Die Zappelecke: Ein Zimmer hat sich zu Disko entwickelt, die Lautstärke wurde bis zur äußersten Belastungsgrenze gesteigert und vereinzelte Personen bewegen sich mehr oder weniger koordiniert im Takt. Hier ist äußerste Vorsicht geboten, da Bier- und Weinflaschen grundsätzlich in den Tanz einbezogen werden und für schwere Verletzungen sorgen können weil ihre Besitzer sich ihrem Umfeld trancegleich nicht mehr bewusst sind.
2. Die Musikecke: Hier haben sich einige Gäste mit Instrumenten aller Art niedergelassen. Es wird fröhlich und gemeinschaftlich musiziert und jedes Lied geschmettert, was einfällt. Gäste sollten sich mit negativen Äußerungen über die Qualität ebensolcher musikalischen Einschübe möglichst zurückhalten, da man sonst Gefahr läuft mit allerlei Unrat beworfen zu werden.
3. Ein weiteres Lager besteht aus diskutierenden Studierenden. Die Facettenbreite solcher wichtigen Gespräche reicht von Erzählungen des eigenen Lebens über Diskussionen das politische Tagesgeschehen betreffend bis hin zu tiefgründigen und philosophischen Unterhaltungen über das Leben im Allgemeinen, die Liebe und den Tod. Hier sollte sich nur einmischen, wer Ahnung hat.
4. Eine weitere Gruppe beschäftigt sich damit Quatsch zu machen, die erzählen sich Witze, kneifen Vorbeigehende in das Hinterteil oder andere hervorstehende Körperteile. Auch ist hier das gezielte Chips- und Flipsschmeißen weit verbreitet.
5. In einigen Ecken bilden sich Kleinstgruppen (in den meisten Fällen weniger als 5 Menschen), die wild kopulierend damit beschäftigt sind sowohl den Körper des Gegenüber als auch dessen Mund- und Rachenbereich intensiv zu untersuchen. Oft kommt es auch zum Versuch der Paarung, der aber häufig an alkoholbedingten Koordinationsschwierigkeiten scheitert.
6. Einzelpersonen beschäftigen sich mit der Beobachtung zuvor beschriebener Lager um sich nach reiflicher Überlegung einer Gruppierung anzuschließen.
7. Wieder andere haben sich entschlossen sich dem Partygeschehen zu entziehen und liegen apathisch in einer Ecke, nicht mehr fähig größere Bewegungen auszuführen, als die Bewegung des getränkhaltenden Arms und den weitestgehend automatisierten Schluckreflex. Meist haben diese Personen mit einem grundlosen Würgereflex zu kämpfen und sollten deshalb mit Abstand beobachtet und möglichst nicht angesprochen werden.

Auf studentischen Partys können noch weitere Gruppen auftreten, die von Fachbereich zu Fachbereich sowie jahreszeitenabhängig variieren.


Der durchschnittliche Gast einer studentischen Festivität versucht sich schnellstmöglich ins Delirium zu trinken um seine interaktiven Fähigkeiten zu steigern und schnellstmöglich Kontakte knüpfen zu können.
Wer zum ersten Mal einer solchen Veranstaltung beiwohnt, sollte folgende leichte Regeln beherrschen:
1. Gelegentlich Umarmungen des jeweiligen Gegenübers steigern die intime Atmosphäre einer Party und tragen zum allgemeinen Wohlbefinden bei.
2. Man sollte mit mindestens 7 Menschen auf einer Party Brüderschaft getrunken haben, sonst kann man sich sicher sein, nicht mehr eingeladen zu werden. Das Getränk ist beim Akt egal und darf sogar Wasser sein (in seltenen Fällen), der Kuss zur Besieglung des Aktes ist von enormer Wichtigkeit.
3. Wer vor 12 geht, darf das nur aus wichtigem Grund, sonst fühlt dich die Feiergesellschaft gedemütigt.
4. Wer nach 12 kommt, darf das nur aus wichtigem Grund, sonst sollte er sich mit der Frage auseinandersetzen wie wichtig die zu knüpfenden Kontakte sind. Wenn jemand trotzdem erst nach 12 kommt, sollte er dafür sorgen, dass sein Alkoholpegel mindestens dem durchschnittlichen Alkoholpegel der Feier entspricht.
5. Zusätzliche Gäste sind gern gesehen, allerdings ist darauf zu achten, dass man nur in Ausnahmefällen mehr als 10 unangemeldete Gäste mitbringt.


Eine studentische Feier endet nur selten vor dem Morgengrauen und dauert nie weniger als 6 Stunden, die oberen Grenzen sind offen.
Die letzten Gäste verlassen die Örtlichkeit gelegentlich kriechend, oft gar nicht und werden dann mit dem Unrat der Vergangenen Nacht vor die Tür geschmissen.
Am Folgetag einer Feier sind 90% der Gäste nicht in der Lage ihr Bett oder den Ort, an dem sie sich niedergelassen haben, zu verlassen. Minimale Nachwehen in Form von Übelkeit, Kopfschmerz oder einem schlechten Gewissen können bis zu 3 Tagen andauern. Dies ist auch Hauptgrund dafür, dass Feierlichkeiten dieser Art immer im Mindestabstand von 3 Tagen stattfinden, der Zeitrahmen zwischen zwei Feiern überschreitet allerdings selten die Grenze von einem Monat.

Wichtigste Ziele einer Feier sind, neben der eher ungeachteten Nebenwirkung Spaß, das Knüpfen sozialer Kontakte, Austausch über das Geschehen in der Welt, umfassende Weiterbildung in nahezu allen Bereichen, Trainieren des eigenen Körperempfindens, Schulung der Sozialkompetenz und nicht zuletzt das finden eines/einer KommilitonIn, der/die in der Psychologievorlesung mitgeschrieben hat.

Song der letzten 3 Minuten

"Kümmern wir uns durch die Jahre" von Click Click Decker auf "Den Umständen entsprechend" (21:40 Uhr, 23.03.2009)

Visits

kostenloser Counter

soviele waren seit dem 2.4.2007 hier, na sowas...

kopfüber neu...

Seit Jahren sitzt du und feilst an deinem Geschenk für die Welt. Es kommt nur noch auf Details an und muss, damit es ihr gefällt noch großartiger werden - Du hast noch nicht alles versucht, bist längst besser als die anderen. Doch noch lang nicht gut genug. Für die linke Spur zu langsam. Für die rechte Spur zu schnell. Entlang der immergleichen Leitplanken, Schildern und Zeichen. [...] "Für die linke Spur zu langsam" - Tom Liwa

nächtliche Zitate

"So viele Wörter sterben aus, wenn man ganz alleine ist... " (Christian, Urbar 27.12. '06 irgendwann gegen 4 Uhr morgens) "Das wichtigste am Bier ist, dass es getrunken wird, der Geschmack ist nach dem dritten eh egal!" (Lars, 27.01.'07) *lach*

Aktuelle Beiträge

Punkt Punkt Komma Strich
...und nochmal ungefähr 6 Monate später liest sich...
Frau Fridur - 18. Aug, 18:05
hej :)
wie ist denn der master an der fu? ich überlege mich...
Tafelreiniger - 29. Mär, 12:50
Immerhin, ein Leser ist...
Immerhin, ein Leser ist noch da :)
truetigger - 11. Jan, 20:37
ähm...
Asche auf mein Haupt. Kein Satz, kein Wort, nicht mal...
tocotronixe - 11. Jan, 18:30
Rache...
An manchen Tagen bin ich (gegen meinen Willen) diabolisch...
tocotronixe - 18. Jun, 00:25

kopfüber gehört

Status

Online seit 6538 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 18. Aug, 18:05

Suche

 


Alltag und WG-Geschichten
Bunte Knete
des Nachts...
Erinnerungen
Freunde und tolle Menschen
Gefühlstrulala
Gesehenes
ich...
Job-Storys
Meckerei
Musikwelten
Songtexte...
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren