Mittwoch, 28. März 2007

Warum eigentlich nicht wir?

Das ist mir jetzt schon an zwei Folgetagen passiert. Da steht man plötzlich da und muss sich der Frage stellen "Was wäre wohl gewesen, wenn wir beiden zusammen gekommen wären?" oder "Warum haben wir es eigentlich nie versucht?". Dann gerät man plötzlich in's Grübeln, weil es eben nicht eine dieser Fragen ist, die man so leicht davonschmettern kann. Eigentlich sind es in beiden Fällen sogar Fragen mit Hintergrund, auch wenn sie auf den ersten Blick platt und ziel- oder sinnlos scheinen. Aber wenn ich dann so in mich hineinhorche, vernehme ich -ganz leise zwar nur- eine Stimme, die mich das Gleiche fragt. Und da steh ich nun, zwischen mir und ihm, und obwohl die Frage und ihre Beantwortung nichts ändern würde, ist sie doch da und wartet darauf, dass alles irgendwie nachwirkend durchdacht wird, abgewägt, dass das pochende Gewissen beruhigt wird nichts verpasst zu haben. Oder doch?

Da war ja was. Die Frage scheint gar nicht mehr so haltlos. Und mir fallen Gefühle ein und die ein oder andere Träne und ich beginne zu grübeln. Was wäre wenn der Moment nur ein wenig passender gewesen wäre, alles nicht so aneinander vorbei gelaufen wäre? Und warum hat sich irgendwann der Gedanke manifestiert, es wäre besser so und hätte eh nie funktioniert?

Und ich schau mir ein Bild an und muss schmunzeln, wie er da sitzt; blond, in weißer Hose und FlipFlops, Poloshirt mit hochgestelltem Kraken, ein bißchen wie ein typischer californischer Verbindungsstudent bei einer Beachparty, eigentlich so anders als ich, barfuß, mit zerzaustem Haar und der selbstgedrehter Zigarette im Mundwinkel. Unsere Ansichten sind so verschiedenen, unsere Mentalität und unser Sein auch. Wir sind eigentlich wirklich unpassend. Und doch hatten wir diese stundenlangen und intensiven Gespräche und es bringt mich zum Schmunzeln wenn er sagt "Ich hätte gern mal morgens für dich frische Brötchen geholt". Und Szenarien spielen sich direkt hinter meinen Augen ab, von Rotwein und intensiven Gesprächen, von Frühstücken im Bett, Sex. Aber genauso Bilder von bösen Streits resultierend aus Diskussionen zu Meinungsfragen. Und ich sehe mich stirnrunzelnd mit zusammengekniffenen Augen, ihn mit verschrenkten Armen, schmalen Lippen. Ich sehe mich Türen knallen und fiese Beschimpfungen nach ihm werfen. Ich seh mich weglaufen, mir die Ohren zuhalten, bockend, mit angezogenen Knien auf dem Bett. Ich sehe mich weinend und ihn schweigend auf der Couch. Und dann bin ich mir fast sicher, dass wir den besten Versöhnungssex der Welt hätten.

Trotzdem ist nie was drauß geworden. Gut so.
Sind wir beide doch irgendwie gefangen in der Vorstellung eines eventuellen Miteinander, das in Wahrheit vermutlich ganz anders aussehen würde. California Surferboy, berechnend, intelligent, sexy und smart - Wohlstandshippie-Mädchen, verträumt, launisch, sinnlich und verspielt.

Es gibt keine eindeutige Antwort, vielleicht wär es Liebe geworden, eine große, mit vielen Aufs und Abs, aber leidenschaftlich. Vielleicht wäre es das größte Disaster des Jahrhunderts geworden, tränenreich und weltuntergangsähnlich beendet, oder etwas ganz anderes. Wer weiß das schon, die Zeit ist verpasst. Was bleibt ist ein Lächeln und ein bißchen Wehmut.

Und so erzählen wir uns gegenseitig von unserem Leben, von Menschen die kamen und gingen, von Beziehungen, die wir hatten oder haben, von One-Night-Stands, von Verliebtheiten oder Liebeskummer und weiterhin schwebt über allem immernoch "unsere" Frage; Warum eigentlich nicht wir?

Wer weiß was hätte sein können? Wer weiß was kommt?
Ich nicht.
Du?
truetigger - 30. Mär, 15:17

Trotzdem ist nie was draus geworden. Gut so.
...
Wer weiss, was hätte sein können?


Hm, da funktioniert meine simple Weltsicht fundamental anders. Da ich genau solche Gedanken HASSE fälle ich Entscheidungen (wie damals die von Berlin nach Graz zu siedeln) unter dem Motto: "Versuch es - besser Du merkst, dass es nicht klappt als du fragst Dich ein Leben lang, was wäre wenn Du Dich getraut hättest."

Nein, ist keine Frage von Mut (eher die Fähigkeit berechtigte Zweifel naiv beiseite zu schieben), sondern der Mentalität, also sieh meinen Kommentar nicht als Kritik oder Besserwisserei :)

tocotronixe - 30. Mär, 16:41

Hallo Herr Besserwisser *zwinker*

Nun ja, so einfach ist das nicht. Da war einfach nie die Möglichkeit. Gefühle auf beiden Seiten(welch genauer Art auch immer), ohne Zweifel, aber eben zu verschiedenen Zeitpunkten oder an ganz anderen Orten. Da gab es nichts zu rütteln. Wenn aber alles nur ein klein bißchen anders gelaufen wär, sich die Gefühle getroffen hätten, hätte auch die Möglichkeit eines gemeinsamen Gefühls exisitert. Da es dies aber nie gab, keine Zweifel, kein Abwegen, sondern nur die Frage im Nachhinein, was gewesen wäre, wenn Gefühle zu genau der gleichen Zeit auf beiden Seiten anwesend gewesen wären. Kein Für, kein Wider, kein Aber, nur ein "Was wäre gewesen, wenn..."

Danke für's kommentieren, ich bin gespannt ob du jetzt schon die Schnauze voll hast, oder ob du es bis zum Exfreunde-Abrechnungstext schaffst und was dann dein Kommentar ist... *schmunzel*

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